Rolle der Lehrerin oder des Lehrers

Maria Montessori spricht davon, dass das Kind „Schöpfer seiner selbst“ und „Baumeister seines Lebens“ sei. Diese Einstellung zum Kind hat Konsequenzen für uns und unser schulisches Tun. Unsere Pläne, unsere Ziele, unsere Methodik, unser Stoff und unser Erfolg dürfen nicht im Mittelpunkt unseres Denkens stehen.

Wir müssen die Rolle des Be-Lehrers aufgeben zugunsten der eines Lernberaters, eines Entwicklungsbegleiters für das Kind auf seinem Weg zur Selbstfindung, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Als Lehrkräfte gestalten wir die „Vorbereitete Lernumgebung“ und ergänzen und pflegen sie sorgsam. Durch die Freiarbeit organisieren wir das schulische Lernen so, dass die Kinder weitgehend Selbstständigkeit entwickeln und Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen können. Wir führen sie in die Handhabung der Lernmaterialien ein und beobachten sie genau, um gegebenenfalls Hilfestellung zu geben, zu beraten, zu bestärken und zu ermutigen. Nicht unterrichten, sondern aufrichten ist unsere Aufgabe. Mangelt es den Kindern jedoch an Eigeninitiative, Konzentrationsfähigkeit oder Anstrengungsbereitschaft, so wird die Lehrerin als korrigierende Stütze gebraucht.

Da wir wie alle Regelschulen Niedersachsens den Erlassen und Vorgaben des Landes verpflichtet sind, achten wir darauf, dass die Lernziele der Grundschule und die erwarteten Kompetenzen durch die Arbeit mit den angebotenen Arbeitsmaterialien erreicht werden. Alle Kinder haben Pflichtaufgaben, die sie als Mindestanforderung erledigen müssen. Ein Wechsel zwischen frei gewählten Arbeiten und Pflichtaufgaben ist innerhalb eines Vormittags üblich. Da die Kinder viele Aufgaben selbst auf Richtigkeit überprüfen können, entfällt z.T. für die Lehrerin die Rolle des Fehleraufzeigens und -bewertens. Sie hat jedoch für die Festlegung und Einhaltung von „Spielregeln“ im Umgang miteinander und mit dem Material Sorge zu tragen.

Wir halten es für hilfreich, den Kindern durch die Klassenlehrerin eine feste Bezugsperson für vier Jahre zu geben. Durch das „Klassenlehrerprinzip“ mit möglichst wenigen wechselnden Lehrkräften wird einerseits ganzheitliches, fächerübergreifendes Lernen ermöglicht, andererseits werden dadurch erweiterte Möglichkeiten für persönliche Zuwendung und erzieherisches Handeln geschaffen. Erfahrungen der Anerkennung, Bestätigung, Ermutigung und Geborgenheit helfen den Kindern auf dem Weg zu sich selbst.